Objekte

Für Hans Himmelheber standen Objekte im Mittelpunkt seines kunstethnologischen Ansatzes. Als einer der Ersten führte er empirische Studien in Afrika zu kunsthistorischen Fragestellungen durch. Vor Ort beobachtete und dokumentierte er die Herstellung, den Gebrauch und die Bedeutung von Masken, Figuren und Alltagsgegenständen und interviewte die Erschaffer der Werke. Darüber hinaus analysierte Himmelheber die ästhetischen Prinzipien der Artefakte und ordnete diese historisch und stilistisch in eine Kunstgeschichte Afrikas ein.

Michaela Oberhofer
17.03.2023

Hans Himmelheber
Vier Masken des Bildhauers Kouakoudili
Côte dʼIvoire, Yaure-Region, Kubi, 1933
SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 56-31

Mehr Informationen

Dies ist eine der ersten Fotografien eines Bildhauers aus Afrika, dessen Name Kouakoudili sowie einige Beispiele seiner Werke durch Himmelheber überliefert sind.
Hans Himmelheber
Porträt von Kouakoudili

Côte dʼIvoire, Yaure-Region, Kubi, 1933
SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 59-33

Mehr Informationen

Kunst-Ethnologie

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts liessen sich Avantgardekünstler wie Maurice de Vlaminck, Pablo Picasso oder Henri Matisse von der Gestaltung afrikanischer und ozeanischer Skulpturen inspirieren. Auch Kunsthistoriker wie Carl Einstein (1915) oder Eckart von Sydow (1921) nahmen solche Objekte nun als Kunstwerke wahr.1
Carl Kjersmeier versuchte in seiner vierbändigen Abhandlung (1935–1938), afrikanische Artefakte erstmals systematisch nach Stilen zu ordnen. Hans Himmelheber kritisierte allerdings, dass dafür nur Objekte aus westlichen Sammlungen herangezogen und die Erschaffer der Werke und ihre ästhetischen Vorstellungen nicht berücksichtigt wurden. Mit seiner Feldforschung 1933 zu Bildhauern in der Côte d’Ivoire gehört Himmelheber zu den Pionieren, die in Westafrika empirische Studien zu kunsthistorischen Fragestellungen durchführten.2

Biniate Kambre
Weibliche Figur

Bateba, Côte d'Ivoire, Lobi, 1965
Holz;
Museum Rietberg, 2015.238

Mehr Informationen

Hans Himmelheber dokumentierte im Minutentakt die Herstellung dieser Bateba-Figur und war vom Können und Wissen des Bildhauers Biniate Kambre beeindruckt.
Hans Himmelheber
Biniate Kambre bei der Arbeit

Côte dʼIvoire, Lobi-Region, 1965
SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 339-2

Mehr Informationen

Künstleransatz

Im Mittelpunkt der Forschungen von Hans Himmelheber standen die Kunstwerke und ihre Erschaffer. Bereits während seiner ersten Feldforschung 1933 untersuchte er die Arbeit von Bildhauern der Baule- und Guro-Region der Côte d'Ivoire. Daraus resultiere die erste, an einer deutschen Universität verfasste Dissertation (1935) über ein Thema der Kunst Afrikas. Auch in den Folgejahren führte er Interviews mit einzelnen Künstlern durch, notierte ihre Namen, fragte nach ihren ästhetischen Vorstellungen, beschrieb ihre Innovationskraft und fotografierte Werkzeuge und Werkverfahren. Damit widerlegte er die damals vorherrschende Annahme, Künstler in Afrika seien anonym und würden durch zu starre Vorgaben beschränkt.

«Wer sind die Künstler, die diese Werke erschaffen haben? Sind es Handwerker, oder Künstler in unserem Sinne, die aus innerem Antrieb schaffen? Wie erlernen sie ihre Fähigkeiten? Welche Werkzeuge verwenden sie, wie behandeln sie das Holz?»

Hans Himmelheber, 1960

Noch bevor es zu einem material turn3 in den Geisteswissenschaften kam, stellte Himmelheber die Gestaltung, aber vor allem auch die Materialität und Herstellungstechniken der Artefakte in den Vordergrund.

In seltenen Fällen dokumentierte Hans Himmelheber auch den Werkprozess von Künstlerinnen und notierte ihre Namen, wie hier von der «Meistertöpferin» Tape Gozi.
Hans Himmelheber
Die Meistertöpferin Tape Gozi
Côte dʼIvoire, Bété-Region, Biegjue, 1965
SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 330-7

Mehr Informationen

Obwohl er das Kunstschaffen von Frauen erwähnte, erforschte Himmelheber dies nicht so systematisch wie im Fall von Männern. Ein Grund mag sein, dass Bildhauerei, Metallkunst und Weberei, die in Europa und den USA zum Kanon der Kunst Afrikas gezählt wurden, in vielen afrikanischen Gesellschaften die Domänen von Männern waren. Selbst wenn Himmelheber die Arbeit von Töpferinnen, Stickerinnen oder Flechterinnen dokumentierte, bezeichnete er sie in der Regel nicht als «Künstlerinnen» oder ihr Können als «Kunst». 

Am Beispiel der beiden Webrollenhalter verdeutlichte Himmelheber die Unterschiede von regionalen Kunstprovinzen. Im Guro-Stil ist das Gesicht dreidimensional, im Baule-Stil flach gestaltet. Himmelheber, Hans, N-Kunst und N-Künstler, 1960, S. 202

Für Himmelheber zeigte sich anhand der unterschiedlichen Gestaltung der Gesichter dieser Webrollenhalter die Vielfalt der persönlichen Stile der Bildhauer, die alle aus der Guro-Region kamen. Himmelheber, Hans, N-Kunst und N-Künstler, 1960, S. 216

Ästhetische Prinzipien der Kunst Afrikas

Für die Einordnung in eine eigene Kunstgeschichte Afrikas unterzog Hans Himmelheber die Objekte einer detaillierten Werkbetrachtung und ordnete sie stilistisch ein. Am bekanntesten ist sein kulturvergleichendes Buch zu Kunst und Künstlern Afrikas (1960). Dabei stellte Himmelheber Artefakte aus unterschiedlichen Regionen einander gegenüber, um die typischen Merkmale der verschiedenen «Kunstprovinzen» zu definieren.4 Darüber hinaus verglich er Exemplare derselben Objektkategorie miteinander, um den persönlichen Stil, die Fertigkeiten und die künstlerische Freiheit des Erschaffers eines Werkes herauszuarbeiten.

Hans Himmelheber

Ein Maskenmacher bemalt die Frisur einer Maske

Demokratische Republik Kongo, Yaka-Region, 1938

SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 167-7

Mehr Informationen

Künstler im Yaka-Stil

Maske mit der Szene eines Arztes mit einer nackten Frau, Mbala

Demokratische Republik Kongo, Yaka-Region, vor 1938

Holz, Pflanzenfasern, Farbpigmente; Museum Rietberg, HH27

Mehr Informationen

Hans Himmelheber legte nicht sehr viel Wert auf alte oder gebrauchte Stücke, die in Museen und für den Kunstmarkt als besonders wertvoll beziehungsweise authentisch galten. Stattdessen dokumentierte er eine Figur oder Maske im Moment ihrer Herstellung, interviewte den Bildhauer bei seiner Arbeit und kaufte danach das in seinem Auftrag hergestellte Stück. Er interessierte sich auch für mitunter nie oder kaum benutze Kunstwerke und schrieb zum Kult um das Alter:

«Die Altersangaben, die oft über afrikanische Skulpturen gemacht werden, sind lächerlich übertrieben. (…) Bei zwei Dritteln der Objekte, die sich auf dem afrikanischen Antiquitätenmarkt befinden, lebt der Künstler noch, der sie geschaffen hat.»

Hans Himmelheber; in: Brousse 1940, S. 28

Dass Himmelheber die Zeitgenossenschaft der künstlerischen Produktion in Afrika betonte, war durchaus ungewöhnlich für die damalige Zeit.5 Statt die Frage der Authentizität, wie lange im westlichen Kunstdiskurs üblich, mit dem Alter und dem Gebrauch eines Stückes zu verbinden, waren für Himmelheber die Fertigkeiten und Gestaltung in der Beurteilung eines Stückes von grösserer Bedeutung.6

A

In der Kunst Afrikas besteht die Tendenz zur symmetrischen Gestaltung...
Künstler im Pende-Stil

Männnliche Maske mit Faserbart

Demokratische Republik Kongo, Pende-Region, vor 1939

Holz, Pflanzenfasern, Farbpigmente; Museum Rietberg, HH20

Mehr Informationen

B

... wobei Himmelheber mit der Gegenüberstellung der beiden Masken der Pende-Region bereits auf die Ausnahme der Regel hinwies.
Künstler im Pende-Stil

Asymmetrische Maske, Mbangu

Demokratische Republik Kongo, Pende-Region, vor 1939

Holz, Pflanzenfasern, Farbpigmente; Museum Rietberg, EFA 25

Mehr Informationen

C

Oftmals sind Skulpturen in der Kunst Afrikas statisch  dargestellt ...
Künstler im Songye-Stil

Kraftfigur, Nkisi

Demokratische Republik Kongo, Songye-Region, um 1920

Holz; Museum Rietberg, 2019.440

Mehr Informationen

D

... nur in Ausnahmen ist eine Figur in Bewegung festgehalten.
Künstler im Songye-Stil
Männliche Kraftfigur mit erhobenem Arm, Nkisi
Demokratische Republik Kongo, Songye-Region, vor 1939
Holz,; Museum Rietberg, HH 3

Mehr Informationen

E

In der Kunst Afrikas orientieren sich die Proportionen von Figuren häufig nicht an der tatsächlichen Grösse, sondern an der konzeptuellen Bedeutung eines Körperteils.
Künstler im Yoruba-Stil
Männliche Zwillingsfigur, Ere Ibeji
Nigeria, Yoruba-Region, vor 1960
Holz,; Museum Rietberg, 2018.77

Mehr Informationen

Indem Hans Himmelheber Werke aus unterschiedlichen Regionen miteinander verglich, arbeitete er Gestaltungsprinzipien der Kunst Afrikas wie Unbewegtheit und Symmetrie, Proportionalität und Harmonie sowie Reduktion und Abstraktion heraus.A-E Als ästhetisch orientierter Ethnologe versuchte er zwar, Kriterien der indigenen Bewertung eines Objektes zu berücksichtigen, wurde aber auch immer wieder davon geleitet, was er selbst als «schön» und «von guter Qualität» empfand. In den 1960er Jahren entstanden vermehrt Studien von amerikanischen und vor allem von afrikanischen Forscherinnen und Forschern, in denen noch konsequenter als bei Himmelheber die lokalen Perspektiven der Kunstschaffenden und ihre ästhetischen Praktiken berücksichtigt wurden.7

F

Künstler im Dan-Stil

Maske, Tankagle

Côte d'Ivoire, Region Man, vor 1963

Holz; Museum Rietberg, 2018.148

Mehr Informationen

G

Künstler im Dan-Stil

Weibliche Porträtfigur, Lü Mä

Liberia, vor 1960

Holz, Blech; Museum Rietberg, 2018.73

Mehr Informationen

H

Künstler im Dan-Stil

Spielbrett mit Antilopenkopf

Liberia, vor 1950

Holz, Molukkenbohnen; Museum Rietberg, 2015.232

Mehr Informationen

I

Künstlerin im Dan-Stil

Körbchen mit Deckel

Liberia, vor 1960

Pflanzenfasern; Museum Rietberg, 2020.396

Mehr Informationen

J

Künstler im Dan oder Guere-Stil

Schnur mit Glöckchen

Côte d'Ivoire oder Liberia, erste Hälfte 20. Jh.

Holz, Blech; Museum Rietberg, 2018.73

Mehr Informationen

K

Künstlerin im Dan-Stil

Palmweingefäss

Liberia, vor 1960

Gebrannter Ton; Museum Rietberg, 2020.522

Mehr Informationen

Ethnografie und Kulturwandel

Neben Fotos, Filmen und Notizen dokumentierte Hans Himmelheber auch mit Objekten die Gegenwart und Vergangenheit der materiellen Kultur der von ihm besuchten Gesellschaften. Seine Erwerbungen stammen hauptsächlich von seinen wiederholten Aufenthalten in der Côte d’Ivoire und Liberia (Baule, Dan, Guere, Guro, Senufo) sowie von seiner einmaligen Reise durch die heutige Demokratische Republik Kongo (Chokwe, Kuba, Pende, Songye, Yaka). Im Grenzgebiet zwischen Côte d’Ivoire und Liberia kehrte Himmelheber immer wieder an dieselben Dan-Orte zurück und versuchte, das gesamte Kulturinventar dieser Bevölkerungsgruppe über einen Zeitraum von fast dreissig Jahren (1949-1976) zusammenzutragen.F-K Neben Masken und Figuren, die im Westen zum Kanon der Kunst Afrikas zählten, gehörten dazu Haushaltsgegenstände, Matten, Kochlöffel oder Tongefässe. So entstand eine dichte, historisch tiefe Ethnografie, die vom Kunstschaffen über das Maskenwesen bis zur Religion und Oral History verschiedenste Aspekte der Kunst und Kultur der Dan-Region abdeckt.

Obwohl diese Senufo-Skulptur für den westlichen Markt bestimmt war, zeigte sich Himmelheber von der gekonnten Gestaltung begeistert und zog einen Vergleich zum Bildhauer Ernst Barlach.
Hans Himmelheber

Ein Meisterwerk der Exportkunst

Côte dʼIvoire, Senufo-Region, 1963

SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 321-4

Mehr Informationen

Ein Stereotyp über die Kunst Afrikas besagte, dass diese sich nur in den engen Grenzen eines jeweiligen Regionalstils bewege. Mit seinen Forschungen zum Kulturwandel konnte Hans Himmelheber das Gegenteil belegen. Als einer der ersten dokumentierte er, wie afrikanische Künstler auf das aktuelle Zeitgeschehen Bezug nahmen und den tradierten Kunstkanon mit neuen Formen, Farben, Materialien und Motiven erweiterten. Eine neue Gestaltungstendenz, die der Kunstethnologe in den 1960er Jahren analysierte, war beispielsweise die «Barockisierung», also die Häufung von ungewohnten Motiven am selben Kunstwerk. Solche Neuerungen fanden auch in Zeiten des sozialen und politischen Umbruchs statt, als immer mehr Länder Afrikas unabhängig wurden. Zugleich nahm die Produktion für den westlichen Kunstmarkt zu, was Himmelheber in Artikeln zur Frage von Fälschungen oder dem ivorischen Kunstmarkt thematisierte. Die Künstler erschlossen sich neue Märkte und hatten mehr Freiheit zu experimentieren.

Mit dieser gestellten Ankaufszene wollte Himmelheber belegen, dass der Verkauf der Stücke in aller Öffentlichkeit und im Austausch mit Geld vonstattenging.
Unbekannte Fotograf*in

Dorfvorsteherin und Hans Himmelheber in einer inszenierten Ankaufszene

Demokratische Republik Kongo, Kuba-Region, 8. März 1939

SW-Negativ; Fotoarchiv Museum Rietberg, FHH 185-37

Mehr Informationen

Künstler im Kuba-Stil

Harfe

Demokratische Republik Kongo, Kuba-Region, vor 1939

Holz, Pflanzenfasern; Museum Rietberg, 2018.101

Mehr Informationen

Von der Ware über die Privatsammlung zum Museumsobjekt

Neben ihrer kunsthistorischen und ästhetischen Bedeutung waren Objekte für Hans Himmelheber auch aus ökonomischen Gründen interessant. Da er als Wissenschaftler zeitlebens unabhängig blieb, war er für die Finanzierung seiner Arbeit und seines Lebens auf den Handel mit Kunstwerken angewiesen. Auf seinen Reisen erwarb er jeweils Hunderte bis Tausende von Objekten, um sie weltweit an Museen sowie Händlerinnen und Händler weiter zu verkaufen. Obwohl er den ursprünglichen Eigentümerinnen und Eigentümern in der Regel Geld für ihre Stücke zahlte, waren diese Transaktionen vom Machtungleichgewicht im kolonialen, aber auch nachkolonialen Kontext gekennzeichnet.8

Besonders wichtige Stücke in der Privatsammlung von Hans Himmelheber tauchen in seinen Publikationen auf und sind teilweise auch mit seinem Namen markiert.
Künstler im Kuba-Stil

Halbmondförmige Dose

Demokratische Republik Kongo, Kuba-Region, vor 1939

Holz; Museum Rietberg, 2015.239

Mehr Informationen

Künstler im Kuba-Stil

Halbmondförmige Dose (Detail)

Demokratische Republik Kongo, Kuba-Region, vor 1939

Holz; Museum Rietberg, 2015.239

Neben den für den Kunsthandel vorgesehenen Stücken legte Himmelheber bereits früh eine umfangreiche eigene Sammlung an. Dazu gehörten vor allem solche Objekte, die er in seinen Publikationen abbildete und als Beleg für seine kunsthistorischen Thesen verwendete.9 Teilweise sind diese Werke auch mit dem weissen Schriftzug «H. Himmelheber» gekennzeichnet. Diese Markierung aus den 1980er Jahren verdeutlicht, dass die Objekte nicht zum Verkauf gedacht waren, sondern zum Wissens- und Familienschatz gehörten.

2018 erhielt das Museum Rietberg Zürich eine Schenkung von Martin Himmelheber von mehr als 480 Objekten aus dem Nachlass seines Vaters Hans Himmelheber.
Rainer Wolfberger

Inventarisierung der Schenkung Martin Himmelheber

Schweiz, Zürich, 2018

Museum Rietberg

Rainer Wolfberger

Inventarisierung der Schenkung Martin Himmelheber

Schweiz, Zürich, 2018

Museum Rietberg

Rainer Wolfberger

Inventarisierung der Schenkung Martin Himmelheber

Schweiz, Zürich, 2018

Museum Rietberg

Das Museum Rietberg beherbergt mittlerweile mehr als 930 Objekte, die Hans Himmelheber zwischen 1933 und 1976 auf seinen Reisen in der Côte d’Ivoire, in Liberia und der DR Kongo angekauft hatte. Dabei handelt es sich grösstenteils (95%) um Himmelhebers private Sammlung, die seine Familie nach seinem Tod zwischen 2013 und 2022 dem Museum Rietberg als Schenkung überliess.10 In einem Prozess der Musealisierung und Inventarisierung wurden die Objekte fotografiert, nummeriert und vermessen und in die Museumsdatenbank aufgenommen.

Künstler im Yupik-Stil

Zwei Vogelfigürchen, Meteghlluwaaghet

USA, Alaska, vor 1936

Walrosszahn; Museum Rietberg, RNA 106a, b

Mehr Informationen

Künstler im Songye-Stil

Männliche Kraftfigur, Nkisi

Demokratische Republik Kongo, Songye-Region, vor 1939

Holz,; Museum Rietberg, RAC 321

Mehr Informationen

Die ersten drei Objekte von Himmelheber, die bereits 1984 ins Museum Rietberg kamen, stammten nicht aus Afrika, sondern von seiner Feldforschung 1936 über Künstler in Alaska. Die ersten Afrika-Objekte von Himmelheber – fünf an der Zahl – kaufte das Museum einige Jahre später (1985–1989) im Kunsthandel. Neben der grossen Schenkung seiner Familie erwarb das Museum einige Objekte mit einer Provenienz Himmelheber gezielt auf dem deutschen und französischen Kunstmarkt.11 Zusammen mit den Fotografien und Filmen sowie seinen Schriften entstand somit das umfangreiche Archiv von Himmelheber am Museum Rietberg.

1

Einstein, Carl, N-Plastik, Leipzig: Verlag der Weissen Bücher, 1915; Sydow, Eckart, Exotische Kunst. Afrika und Ozeanien, Leipzig: Verlag von Klinkhardt & Biermann, 1921.

2

Sein Hochschullehrer Eckart von Sydow führte ihn zwar an die Prinzipien der Kunst Afrikas heran, unternahm selbst aber erst drei Jahre nach Himmelheber seine erste Reise nach Nigeria. Zu den frühen Forschenden zu Bildhauerei in Afrika gehörten neben Himmelheber noch Jan Vandenhoute (1945) und Justine Cordwell (1952). Erst in den 1960er Jahren etablierte sich in den USA das Fach der African Art History, mit dem die in der Ethnologie entwickelte Methodik der Feldforschung in die Kunstgeschichte übernommen wurde. Siehe Förster, Till: Kunst in Afrika, Köln: DuMont, 1988; Pinther, Kerstin: Die Kunst Afrikas, München: Beck, 2022; Probst, Peter: What is African Art? A Short History, Chicago: The University of Chicago Press, 2022; Wendl, Tobias, «Zur Synthese ethnologischer und kunsthistorischer Zugänge am Beispiel der Kunst Afrikas», in: Kritische Berichte 23/1, 2012, S. 87–96.

3

Siehe Hahn, Hans: Materielle Kultur. Eine Einführung, Berlin: Reimer 2014.

4

Zum «one style = one tribe»-Paradigma und seiner Kritik siehe Kasfir, Sidney, «One Tribe – One Style? Paradigms in the Historiography of African Art», in: History in Africa II, 1984, S. 163–193.

5

Fabian, Johannes, Time and the Other. How Anthropology Makes its Object, New York: Columbia University Press, 1983.

6

Siehe Oberhofer im Katalog Fiktion Kongo (2020).

7

Z.B. Roy Sieber, Douglas Fraser, Robert Farris Thomson, sowie Ekpo Eyo, Rowland Abiodun oder Joseph Adané.

8

Siehe Oberhofer im Katalog Fiktion Kongo (2020).

9

Ein Viertel der sich im Museum Rietberg befindlichen Objekte sind publiziert. In seinem Buch über Kunst und Künstler aus Afrika (1960) können fast die Hälfte der Abbildungen Objekten im Museum Rietberg zugeordnet werden.

10

In den Jahren 2013/14 erhielt das Museum Rietberg eine grosse Schenkung der Erbengemeinschaft Himmelheber/Fischer von Textilien, Masken und Figuren, die Himmelheber 1938/39 in Belgisch-Kongo erworben hatte. Im Jahr 2018 überliess der jüngste Sohn Martin Himmelheber dem Museum 484
Objekte aus dem Erbe seines Vaters. Sein ältester Sohn Eberhard Fischer zusammen mit seiner Ehefrau Barbara Fischer schenkte dem Museum in den letzten Jahren insgesamt 385 von Himmelheber erworbene Objekte, darunter auch aus dem Kunsthandel zurückgekaufte Stücke. Aus dem Besitz seiner Tochter Susanne Himmelheber befinden sich sechszehn Artefakte im Museum Rietberg. Siehe hierzu die Jahresberichte zwischen 2013 und 2022 sowie die Sammlung online.

11

Darunter befinden sich zum Beispiel 24 sorgfältig verzierte Baule-Objekte in einem Koffer aus dem ehemaligen Besitz des französischen Gouverneurs François-Joseph Reste (siehe Jahresbericht 2015 und die Arbeit von Anja Soldat).

Disclaimer

Diese Seite enthält sensible Inhalte. Um mehr zu erfahren, klicken Sie hier.

This page contains sensitive content. To learn more click here.

Cette page contient des contenus sensibles. Pour en savoir plus, cliquez ici.