Biografie

Die Biografie von Hans Himmelheber enthält Beiträge von Gesine Krüger, Daniela Müller, Michaela Oberhofer, Frank Schubert, Anja Soldat und Esther Tisa Francini sowie von Eberhard Fischer und Martin Himmelheber. Dafür wurden Dokumente, Notizen und Lebensläufe von Hans Himmelheber aus dem Schriftenarchiv des Museums Rietberg und weiteren Archiven ausgewertet. Zudem flossen Erkenntnisse aus Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein. Der historische Kontext kann nur kleine Schlaglichter auf wichtige Ereignisse werfen und einen ersten Eindruck vermitteln.

17.03.2023

1908

Kindheit und Ausbildung

Luitgard Hans Dorle

Unbekannter Fotograf
Luitgard Himmelheber mit ihren beiden jüngsten Kindern Dorle und Hans

ca. 1910
Hpwn, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Hans Himmelheber wird am 31. Mai 1908 in Karlsruhe als jüngstes von sieben Kindern von Gustav Himmelheber und Luitgard Himmelheber (geb. Honsell) geboren. Die bürgerliche Familie Himmelheber betreibt seit mehreren Generationen eine Möbelfabrik in Karlsruhe. Luitgard Himmelheber ist in der Frauenbewegung aktiv und eine der ersten Frauen im Karlsruher Stadtparlament.
Hans Himmelheber beginnt nach seiner Schulausbildung und seinem Abitur 1926 bei der Karlsruher Süddeutschen Disconto-Gesellschaft eine Banklehre, die er 1927 abschliesst.

Historischer Kontext

1927

Sprachaufenthalte und Wirtschaftsstudium

Le fanion

Soldaten aus den französischen Kolonien während des Ersten Weltkrieges (Le fanion du 43e bataillon de tirailleurs sénégalais décoré de la fourragère).
Unbekannter Fotograf, Public Domain, Wikimedia Commons  

Im Wintersemester 1927 beginnt Hans Himmelheber ein Wirtschaftsstudium an der Technischen Hochschule in München. Nach einem Semester reist er nach Barcelona und arbeitet dort in der Uhrenfabrik eines Verwandten, um Spanisch zu lernen. Bereits im Sommer 1928 wechselt er ans Pitman College in London, um Englisch zu lernen. Danach folgt ein Semester Volkswirtschaft am Selly Oak College in Birmingham und ab Februar 1929 eine Anstellung im Sekretariat des Generaldirektors der Maizena-Gesellschaft in Hamburg. Parallel dazu studiert er ein weiteres Semester Volkswirtschaft in Hamburg. Ende des Jahres 1929, nachdem er zehn Monate bei Maizena gearbeitet hat, verlässt er Hamburg und geht nach Paris, wo er an der Sorbonne weiter Volkswirtschaft studiert.  

Historischer Kontext

1930

Anfänge des Kunsthandels in Paris

ETHOC 013598

Statue, die Hans Himmelheber 1932 an das ethnologische Museum in Genf verkauft
Papua-Neuguinea,
Musée d'Ethnographie de Genève, ETHOC 013598   

In Paris kommt Hans Himmelheber zum ersten Mal mit Objekten afrikanischen Ursprunges in Berührung. Bereits im Frühjahr 1930 steigt er in den Kunsthandel ein. Inspiriert durch Pariser Zeitungen gibt er in einer deutschen Zeitung eine Annonce auf, um «nach afrikanischer Kunst im Besitz ehemaliger deutscher Kolonialbeamter, bzw. deren Witwen» zu suchen. Die Anzeige ist ein Erfolg und innerhalb kürzester Zeit steht Himmelheber in Kontakt mit Sammlern und Galeristinnen, denen er Objekte abkauft, um sie an Museen und Private weiterzuvermitteln. Zu seinen frühen Kunden zählen beispielsweise die Völkerkundemuseen in Basel, Genf, St. Gallen, Stuttgart und München. Auch Objekte aus anderen Weltregionen wie Ozeanien finden sich in seinem Verkaufsrepertoire.  

Historischer Kontext

1931

Studium der Kunstgeschichte und Ethnologie

Im Sommersemester 1931 studiert Hans Himmelheber Kunstgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und besucht beim Kunsthistoriker und Kunstkritiker Eckart von Sydow die Vorlesung «Afrikanische Kunst und Kunstgewerbe», die ihm eine Einführung in die Kunstgeschichte Afrikas vermittelt. Nach einem Jahr wechselt er an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo der Indologe Lucian Scherman lehrt. Dieser ist Direktor des Museums für Völkerkunde in München und seit 1930 ein guter Kunde von Himmelheber. Die beiden Männer führen einen ausgedehnten Briefwechsel. Scherman sieht Himmelheber als seinen Protegé. Er steht ihm mit Ratschlägen zur zukünftigen Karriere und auch finanziell bei seiner ersten Forschungsreise zur Seite. 

Historischer Kontext

1933

Erste Reise in die Côte d’Ivoire: Feldforschung zu Bildhauer

FHH 50 20

Himmelheber ist auf seinen frühen Reisen für den Transport auf Träger angewiesen und dokumentiert dies auch fotografisch.
Hans Himmelheber
ohne Titel
Côte d’Ivoire, Baule-Region, 1933
SW-Negativ, MRZ, FHH 50-20  

Hans Himmelheber
Goli-Maskenperformance

Côte d’Ivoire, Baule-Region, 1933
SW-Negativ, MRZ, FHH 52-3  

Von Februar bis Mai 1933 führt Hans Himmelheber seine erste Forschungs- und Sammlungsreise in die zu Französisch-Westafrika gehörende Kolonie Côte d’Ivoire durch. Sein Plan ist, die künstlerische Produktion in der Baule- und Guro-Region zu untersuchen sowie ethnografische Studien anzustellen. Gleichzeitig will er im Auftrag von Museen Objekte ankaufen. Begleitet wird er von einem Übersetzer, einem Koch, einem Führer und vier bis fünf Trägern – alles Ivorer –, die ihm von der französischen Kolonialregierung vermittelt und von ihm bezahlt werden. Himmelheber steht im engen Kontakt mit dem damaligen Gouverneur der Côte d‘Ivoire, François-Joseph Reste, der an afrikanischer Kunst interessiert ist und im Januar 1934 erstmals die «Foire Exposition» in Abidjan organisiert, wo ivorische Kunstschaffende ihre Werke zeigen können. Als Dank für Restes Unterstützung auf seiner ersten Forschungsreise schenkt ihm Himmelheber 24 fein ornamentierte Objekte aus der Baule-Region. 

Historischer Kontext

1934

Dissertation über Bildhauer

FHH 59 33

Der Yaure-Schnitzer Kouakoudili ist einer der ersten Bildhauer, die Himmelheber für seine Dissertation befragt.
Hans Himmelheber
ohne Titel
Côte d’Ivoire, Baule-Region, 1933
SW-Negativ, MRZ, FHH 59-33 

Himmelhebers empirische Studien in der Côte d’Ivoire sind die Grundlage für seine Dissertation (1934) im Fach Ethnologie, die er bei Augustin Krämer an der Universität Tübingen verfasst. Darin legt er erstmals den Fokus auf die Hersteller der Kunst Afrikas und nimmt afrikanische Künstler als Individuen in den Blick. In einer Verschränkung von ethnologischen Methoden mit einem kunstwissenschaftlichen Fokus befragt er die Bildhauer zu ihrer Ausbildung, zu Herstellungsprozessen und Innovationen. Er notiert die Namen von knapp 20 Künstlern und druckt ihre Aussagen in seiner Dissertation ab. Einige von ihnen porträtiert er zusätzlich fotografisch, wie den Künstler Kouakoudili aus Koubi, andere nimmt er auch bei der Arbeit auf, etwa Bla bi Boti aus Mamligi. Im französischsprachigen Raum, aber auch in den USA wird seine Dissertation positiv rezensiert und seine ethnologische Herangehensweise bei den Analysen zu Stil und Ästhetik der ivorischen Kunst hervorgehoben. 

Historischer Kontext

1934

Die erste Ausstellung in Frankfurt am Main

FHH 94 101

Hans Himmelheber
Kouassi Sossossi beim Goldschlagen für einen Fliegenwedel
Côte d’Ivoire, Baule-Region, 1935
SW-Negativ, MRZ, FHH 94-10 

Bei seiner Forschung in der Côte d’Ivoire dokumentiert Hans Himmelheber auch Goldplattierer und fotografiert im Dorf Kouadiokro diese in Europa und den USA wenig bekannte Kunstfertigkeit. Es handelt sich bei den Objekten um reich verzierte Holzartefakte, die mit fein gehämmertem Goldblatt überzogen werden. Die Notablen präsentieren sie in den 1930er Jahren auf Zusammenkünften als Insignien und bewahren sie im Familienschatz auf. Noch während der ersten Reise schreibt Himmelheber mehreren deutschen Museen und bietet ihnen eine Ausstellung dieses «Goldschatzes» – wie er es nennt – an. Das Frankfurter Forschungsinstitut für Kulturmorphologie unter der Leitung von Leo Frobenius zeigt 1934 eine Auswahl der Objekte in der Ausstellung Goldgegenstände der Baule

Historischer Kontext

1934

Zweite Reise in die Côte d’Ivoire

FHH 82 29

Martin Lippmann
Hans Himmelheber beim Ankauf von Objekten im Dorf Saundi
Côte d’Ivoire, Saundi, Baule-Region, 1934
SW-Negativ, MRZ, FHH 82-29 

Von Dezember 1934 bis März 1935 reist Hans Himmelheber zum zweiten Mal in die französische Kolonie Côte d’Ivoire. Sein Interesse gilt dem Kunstschaffen und Alltagsleben in der Baule-Region. Zudem dokumentiert er die Erzählkunst und nimmt Mythen und Märchen auf Wachswalzen auf. Begleitet wird er vom damals 19-jährigen Fotografen Martin Lippmann, der ihm auch als Assistent zur Seite steht. Im Rhythmus von ein bis drei Tagen reisen die beiden jungen Männer von Dorf zu Dorf und besuchen insgesamt über 100 Orte zwischen Tiassalé im Süden und Baouké im Zentrum des Landes. Von der Reise existieren 63 schwarz-weisse Fotofilme mit dazugehörigen Notizen. Lippmann fotografiert Himmelheber immer wieder beim Forschen oder beim Erwerb von Objekten. Die Reise wird abermals von Völkerkundemuseen im deutschsprachigen Raum (zum Beispiel Basel) und privaten Sammlerinnen und Sammlern finanziert, für die Himmelheber auf der Reise Artefakte erwirbt. 

Historischer Kontext

1935

Vortragsreise in den USA

FHH 139 12

Hans Himmelheber
Berufsfotograf
Mexiko, Teotihuacan, 1936
SW-Negativ, MRZ, FHH 139-12 

Die «Entdeckung» afrikanischer Kunst durch avantgardistische Malerinnen und Maler in Europa hat auch einen Nachhall in den USA. So initiiert der Kurator des Museum of Modern Art in New York, James Johnson Sweeney, 1935 die Ausstellung «African N- Art». Hans Himmelheber trägt – wie zuvor zu Ausstellungen in Berlin (1932) und Frankfurt am Main (1934) – Leihgaben seiner kurz zuvor erworbenen Werke bei.
Nach Abschluss seiner auf Feldforschungen beruhenden Dissertation zur Kunst Afrikas unternimmt Himmelheber 1936 eine Vortragsreise in den USA, die ihn etwa nach Harvard, Yale, an die University of Pennsylvania in Philadelphia und die Smithsonian Institution in Washington führt. Von dort reist er gemeinsam mit einem Freund weiter nach Mexiko, wo er sich für Menschen und Alltagsszenen interessiert, die er in zahlreichen Fotografien festhält. 

Historischer Kontext

1936

Dritte Reise und Forschung zu Künstlern in Alaska

FHH 40 19

Unbekannter Fotograf
Hans Himmelheber

USA, Nash Harbour, Yup’ik-Region, 1936/37
SW-Negativ, MRZ, FHH 40-19 

FHH 21 2

Hans Himmelheber
John Boss beim Bemalen einer Trommel
USA, Bethel, Yup’ik-Region, 1936
SW-Negativ, MRZ, FHH 21-2 

Als Vergleich zu seinen Studien in der Côte d’Ivoire reist Himmelheber nach seiner US-amerikanischen Vortragstour im Juni 1936 nach Alaska, um das Kunstschaffen der indigenen Bevölkerung am Fluss Kuskokwim und auf der Insel Nunivak zu erforschen. US-amerikanische Ethnologen, darunter Franz Boas, haben ihn auf Alaska als mögliche Forschungsregion aufmerksam gemacht, um seine Studien zu Künstlerschaffenden und Kunst fortzuführen. Himmelheber dokumentiert erneut Werkprozesse, befragt die Künstlerinnen und Künstler zu ihrem Leben und erwirbt Objekte aus ihrer Hand. Gegen einen finanziellen Vorschuss zur Unterstützung seiner Reise erhalten das Museum für Völkerkunde in Basel (heute Museum der Kulturen) und das Musée d’Ethnographie de Genève sowie der Galerist Charles Ratton in Paris den Grossteil der von ihm in Alaska erworbenen Objekte. Dem University of Alaska Museum (heute University of Alaska Museum of the North) überlässt Himmelheber 14 Objekte als Geschenk. Als Resultat der Forschungsreise entstehen Himmelhebers Bücher zu Künstler*innen aus Alaska (1938) und «Der Gefrorene Pfad» (1951), eine Sammlung von Märchen und Sprichwörtern der Inuit. 

Historischer Kontext

1937

Vierte Reise über Kamerun und Gabun in die belgische Kolonie Kongo

FHH 190 37

Hans Himmelheber
Eine Mukanda-Ngolo-Maske schaut durch das Fenster von Hans Himmelhebers Auto
DR Kongo, Pende-Region, 1939, SW-Negativ
MRZ, FHH 190-37 

Hans Himmelheber
Künstler beim Bemalen einer Mbala-Maske
DR Kongo, Yaka-Region, 1938, SW-Negativ
MRZ, FHH 167-7 

Nur wenige Wochen nach seiner Rückreise aus Nordamerika unternimmt Hans Himmelheber von September 1937 bis Juni 1939 seine dritte und längste Reise nach Afrika. Da die Objekte, die er in Alaska erworben hat, vermeintlich weniger wert sind als der finanzielle Vorschuss der Museen, fühlt er sich unter Druck, seine «Schulden» gegenüber den Auftraggebern mit einer weiteren Reise zu begleichen. Neben der Forschung steht deshalb vor allem der Erwerb von Objekten auf seiner Reise über Kamerun und Gabun in den belgischen Kongo im Vordergrund. Insgesamt kauft er zwischen 2500 und 3000 Artefakte, darunter Stücke für das Museum für Völkerkunde in Basel (heute Museum der Kulturen) und das Musée d’Ethnographie de Genève, aber auch für die Galerien Ratton in Paris und Weyhe in New York. Zudem behält er wichtige Stücke für seine Privatsammlung, die sich heute im Museum Rietberg in Zürich befindet. Gleichzeitig dokumentiert er für die Zeitschrift Brousse das Kunstschaffen in der Kuba-, Yaka- und Chokwe-Region des Kongos und fertigt über 1500 Fotografien an. 
Zu dieser Reise entstanden am Museum Rietberg die Ausstellungen Zaïre (1993) und Fiktion Kongo (2019/20). 

Historischer Kontext

1939

Zweiter Weltkrieg: Wehrdienst und Medizinstudium

In den Jahren vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hält Hans Himmelheber sich lange Zeit für seine Forschung im Ausland auf. Als Deutscher stösst er in französischen und belgischen Kolonien teilweise auf Misstrauen – gerade auch weil er Tausende Objekte ausführt – und gerät sogar unter Spionageverdacht. Nach seiner Rückkehr aus dem Kongo meldet sich Hans Himmelheber beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges freiwillig und wird am 2. Oktober 1939 eingezogen. Er wird zunächst als Funker und dann aufgrund seiner Sprachkenntnisse als Horcher an der Westfront eingesetzt. Ab 1942 beginnt er auf seinen eigenen Antrag hin ein Medizinstudium in der Studentenkompanie in Freiburg und arbeitet zu Kriegsende als Arzt an der Westfront.

Am 3. September 1942 fällt das Haus der Familie Himmelheber und damit auch sein Archiv einem Bombenangriff auf Karlsruhe zum Opfer. Nur wenige Dokumente und Manuskripte bleiben erhalten, das fotografische Archiv wird hingegen weitgehend verschont. Auch einige Objekte gehen in dem Angriff verloren. 

Historischer Kontext

1944

Heirat und Familie

U H Himmelheber

Unbekannter Fotograf
Hans und Ulrike Himmelheber mit Objekten, die sie 1950 in Liberia erworben hatten
Undatiert, Heidelberg 

Während des Zweiten Weltkrieges lernt Hans Himmelheber die Mannheimerin Ulrike Fischer (geb. Römer) kennen, deren Ehemann Hermann Fischer an der Front gefallen ist und sie mit dem gemeinsamen Sohn Eberhard Fischer (geb. 1941) zurückgelassen hat.
Nach der Hochzeit im Dezember 1944 in Bernbach bekommen sie zwei Kinder, Susanne (geb. 1946) und Martin (geb. 1953). Die Ehe ist der Beginn einer mehr als drei Jahrzehnte umspannenden fruchtbaren wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Ab 1949 reist und forscht das Ehepaar immer wieder Seite an Seite und publiziert gemeinsam zahlreiche Bücher und Artikel

Historischer Kontext

1949

Medizinische Dissertation

Mit einer Arbeit über Tätowierung am Beispiel der Inuit-Bevölkerung von Alaska im Bereich der Dermatologie wird Himmelheber 1949 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zum Doktor der Medizin promoviert. 

Historischer Kontext

1949

Fünfte Forschungsreise, erstmals nach Liberia

FHH 201 21 1

Hans Himmelheber
Ulrike Himmelheber beim Anfertigen von Notizen
Liberia, Tonwe, Dan-Region, 1950
SW-Negativ, MRZ, FHH 201-21 

Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bricht Hans Himmelheber zum ersten Mal gemeinsam mit seiner Frau Ulrike zu einer Reise nach Westafrika auf. Zwischen Dezember 1949 und April 1950 hält sich das Ehepaar vor allem in der Dan-Region an der Grenze zwischen Liberia und der Côte d’Ivoire auf. Die Gegend wird in den folgenden 27 Jahren zu einem ihrer zentralen Forschungsgebiete. Neben dem Kunstschaffen dokumentieren sie die religiösen Vorstellungen und Praktiken sowie den Lebensalltag der Mande- und Kru-sprachigen Gesellschaften. Ein Teil der 600 auf der Reise erworbenen Objekte gehen gegen eine Vorfinanzierung der Reise an das Museum für Völkerkunde in Basel (heute Museum der Kulturen) und das Musée d’Ethnographie de Genève sowie an die Galerie Weyhe in New York und die Galeristin Lore Kegel in Hamburg. Einen weiteren Teil der erworbenen Objekte behält er in seiner Privatsammlung. Auf dieser Reise legt Himmelheber auch zum ersten Mal systematische naturkundliche Sammlungen an, die in den folgenden Jahren zu einer bedeutenden Einnahmequelle werden. 

Historischer Kontext

1952

Sechste Reise: Côte d’Ivoire, Liberia und Mali

FHH 446 8

Hans Himmelheber
Bauwerk der Massa-Bewegung
Senufo-region, Côte d’Ivoire,, 1953
SW-Negativ, MRZ, FHH 446-8 

FHH 224 5

Hans Himmelheber
Porträt des Künstlers Sra
Liberia, River Cess, Yuopie, 1952
SW-Negativ, MRZ, FHH 224-5 

Hans Himmelheber kehrt im November 1952 für fünf Monate nach Westafrika zurück und reist nach Liberia, in die Côte d’Ivoire und nach Mali.
In der liberianischen Dan-Region verfolgt er seine Forschungen zum künstlerischen Schaffen weiter und erwirbt zahlreiche Objekte. Bedeutend ist auf dieser Reise sein Zusammentreffen mit dem hoch angesehenen Künstler Sra. Zudem wird Hans Himmelheber in einen Geheimbund der Dan-Region aufgenommen. In den kommenden Jahren folgen weitere Eintritte in Geheimgesellschaften.
Neben der Dan-Region bereist er im Februar 1953 auch erstmals die Senufo-sprachigen Gebiete im Norden der Côte d’Ivoire. Dort führt er ebenfalls kunstethnologische Studien durch und beobachtet die Auswirkungen der Massa-Bewegung, zu der er 1956 einen Artikel veröffentlicht. 

Historischer Kontext

1955

Siebte Reise: Côte d’Ivoire, Liberia und Mali

FHH 254 37

Hans Himmelheber
George Tahmen macht Tonaufnahmen
Côte d’Ivoire, Katuo, 1955,
SW-Negativ
MRZ, FHH 254-37 

Im Oktober 1955 reisen Hans und Ulrike Himmelheber erneut für mehrere Monate nach Liberia und in die Côte d’Ivoire. Begleitet wird das Ehepaar von Werner Schaufler. Der Präparator des Zoologischen Instituts der Universität Heidelberg ist für den Erwerb von zoologischen und naturkundlichen Objekten zuständig. Und er fertigt – zum ersten Mal auf einer Reise von Hans Himmelheber – auch Filmaufnahmen an. 
Der junge Liberianer George Tahmen, der schon 1950 als Dolmetscher für Himmelheber gearbeitet hat, begleitet die Gruppe während eines Grossteils der Reise, übersetzt für sie, unterstützt ihre Sammeltätigkeiten und forscht mit ihnen zusammen, unter anderem zum Thema der Geheimbünde der Dan-Region. Ulrike und Hans Himmelheber veröffentlichen die Forschungsergebnisse dieser Reise in ihrem gemeinsamen Buch «Die Dan» (1958). Die biografischen Gespräche, die Ulrike Himmelheber während dieser Reise mit Frauen im Grenzgebiet zur Côte d’Ivoire führt, sind ausserdem die Grundlage für ihr Buch «Schwarze Schwester. Von Mensch zu Mensch in Afrika» (1957).  

Historischer Kontext

1958

Publikation des Buches «Die Dan»

Screen Shot 2023 02 24 at 15 36 05

Titelseite der französischen Übersetzung des Buches Die Dan.
Fondation Koblé, Man/ Museum Rietberg Zürich, 2018 

Das von Hans und Ulrike Himmelheber gemeinsam publizierte Buch «Die Dan. Ein Bauernvolk im westafrikanischen Urwald» basiert auf den drei vorhergehenden Forschungsreisen in der Dan-Region Liberias und der Côte d’Ivoire. Im Mittelpunkt steht nicht nur das Kunstschaffen der Region, sondern auch das kulturelle und soziale Leben der Bevölkerung. 2018 wird das Buch im Zuge der Zusammenarbeit zwischen dem Museum Rietberg Zürich (in Person von Hans Himmelhebers Sohn Eberhard Fischer) und dem Kulturzentrum Fondation Koblé (in Person von Mamadou Kamara) in französischer Übersetzung veröffentlicht und an Bibliotheken und Interessierte in der Côte d’Ivoire verteilt. 

Historischer Kontext

1960

Publikation von «N-Kunst und N-Künstler»

NKNK S2223

Hans Himmelheber

Das Kapitel über Künstler im Buch «N-Kunst und N-Künstler»

Braunschweig, 1960, S. 22/23 

Im Jahr 1960 veröffentlicht Hans Himmelheber sein wichtigstes Buch zu Kunst und Künstlern Afrikas. Geordnet nach Kunstregionen gibt das Buch einen Gesamtüberblick über das künstlerische Schaffen von West-, Zentral- und Ost-Afrika bis 1960. Himmelheber präsentiert darin die Ergebnisse seiner langjährigen Forschungen in der Côte d’Ivoire, in Liberia und Kongo und bezieht auch Studien von anderen mit ein. Das Buch beginnt mit einer kulturvergleichenden Abhandlung zu künstlerischen Prinzipien und Künstlertum. Mit dem Glossar, der Literaturliste und den 370 teils farbigen Abbildungen wird das Buch zu einem Standardwerk der Kunst Afrikas. 

Historischer Kontext

1960

Achte Reise: Liberia

FHH 309 9

Hans Himmelheber
Eberhard Fischer filmt die Schnitzer Si und Tame
Liberia, Dan-Region, 1960,
SW-Negativ
MRZ, FHH 309-9 

Von Oktober bis Dezember 1960 reist Hans Himmelheber erneut in die Dan-Region im Norden Liberias. Begleitet wird er erstmals von seinem 18-jährigen Sohn Eberhard Fischer, der neben Ulrike Himmelheber zu einem wichtigen wissenschaftlichen Partner wird. Zusammen mit seinem Übersetzer und Mitforscher George Tahmen führt Himmelheber über mehrere Wochen eine Studie über die religiösen Vorstellungen und über die Bedeutung von Würdenträgerinnen der Dan-Region durch. Als Co-Autoren veröffentlichen beide die Ergebnisse in Artikeln 1964 und 1965. Während dieses Aufenthaltes wird Himmelheber offiziell in die Familie von George Tahmen aufgenommen. Auch erwirbt Himmelheber weiterhin Kunstobjekte und zoologische Objekte, die er nach seiner Rückkehr entweder verkauft oder teilweise auch in seinem privaten Besitz behält.
Eberhard Fischer, der später Direktor des Museums Rietberg werden wird und auf dieser Reise seine ersten Feldforschungserfahrungen sammelt, dokumentiert die Werkprozesse verschiedener Künstler in Nyor Diaple, darunter die der Schnitzer Si, Tompieme und Tame sowie der Töpferin Deabali. 

Historischer Kontext

1962

Kongress in Bouaké, Côte d’Ivoire

Im Oktober 1962 fährt Himmelheber zu einer internationalen Tagung zum Thema «Tradition und Moderne» nach Bouaké in die Côte d’Ivoire. Rund 40 Vortragende nehmen teil, darunter Michel Leiris, Jacques Maquet, Denise Paulme, Pierre Verger und der Schweizer Hugo Zemp sowie Gäste aus Togo, Ghana, Nigeria und anderen Staaten. Wie eng Himmelhebers wissenschaftliche Tätigkeit von Ankäufen begleitet wird, zeigen seine Tagebucheinträge aus der Zeit. Am 10. Oktober tätigt er einen «Grosseinkauf» in Abidjan für 4000 Mark. Tags darauf lässt er die Objekte in drei Kisten verpacken und holt bei der Direction des Beaux-Arts die Ausfuhrerlaubnis ein. 

Historischer Kontext

1962

Neunte Reise: Côte d’Ivoire

FHH 324 5

Unbekannter Fotograf
Hans Himmelheber filmt eine Maskenperformance
Côte d’Ivoire, 1963
MRZ, FHH 324-5 

FHH 322 22

Hans Himmelheber
Der Künstler Trabi Fuafeli
Côte d’Ivoire, Guro-Region, Bediera, 1963
SW-negativ, MRZ, FHH 322-22 

2018 45

Trabi Fouafeli
Dye-Maske
Côte d’Ivoire, Guro-Region, Bediera, vor 1963,
MRZ 2018.45 

Im Dezember 1962 reist Himmelheber erneut nach Westafrika, um in der Côte d’Ivoire bis im Februar 1963 eine weitere Feldforschung durchzuführen. Während eines kurzen Aufenthaltes in Accra nimmt er am First International Congress of Africanists teil und reist anschliessend weiter nach Abidjan und von dort in die Baule-, Senufo- und We-Regionen, diesmal ohne Begleitung seiner Familie. Während seines Aufenthaltes fotografiert und filmt er Maskenperformances und Tänze, dokumentiert die Arbeit von mehreren Bildhauern, führt Gespräche mit ihnen und erwirbt Objekte aus ihrer Hand.
Neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die den grössten Teil dieser Forschungsreise finanziert, erhält Himmelheber auch Mittel von der Robert Bosch GmbH in Stuttgart, wobei er weiterhin ethnologische und zoologische Objekte erwirbt, um diese nach seiner Rückkehr an Dritte weiterzuverkaufen.
Nach der Unabhängigkeit der Côte d’Ivoire ist für die Ausfuhr von Kunstgegenständen nicht mehr das IFAN oder Centrifan zuständig, sondern die Direction des Beaux-Arts des Erziehungsministeriums in Abidjan. Hans Himmelheber beantragt dort regelmässig eine Ausfuhrbewilligung für die von ihm erworbenen Gegenstände. Viele der Exportgenehmigungen, Frachtpapiere und Zolldokumente liegen im Schriftenarchiv des Museums Rietberg vor. 

Historischer Kontext

1965

Zehnte Reise: Côte d’Ivoire

FHH 339 2

Hans Himmelheber
Die Herstellung der Bateba-Figur durch Biniate Kambre

Côte d’Ivoire, Lobi-Region, 1965
SW-Negativ, MRZ, FHH 339-2 

2015 238

Biniate Kambre
Weibliche Figur, Bateba
Côte d’Ivoire, Lobi-Region, 1965
MRZ 2015.238 

Im Januar und Februar 1965 führt Hans Himmelheber eine Feldforschung in der Côte d’Ivoire durch. Thematisch liegt der Fokus auf dem künstlerischen Schaffen und auf dem Maskenwesen, regional auf den Lobi-, Dan-, Guere-, Bete-, Senufo-, Lobi- und Baule-sprachigen Regionen des Landes. Finanziell unterstützt wird die Reise unter anderem vom Kultusministerium Baden-Württemberg. Himmelheber filmt und fotografiert Werkprozesse von Bildhauern, dokumentiert aber auch die Arbeit eines Webers und von Töpferinnen. Zudem kann er eine Reihe von Maskenauftritten und anderen Performances beobachten. Unter den auf dieser Reise porträtierten Künstlern findet sich auch der Lobi-Schnitzer Biniate Kambre. Ihn filmt und fotografiert Himmelheber bei der Herstellung einer Bateba-Figur, die seine Familie dem Museum Rietberg schenkte. Diese Dokumentation und die mit Biniate geführten Interviews bilden die Grundlage für die Publikation Figuren und Schnitztechnik bei den Lobi.  

Historischer Kontext

1965

Aufnahme in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Hans Himmelheber bleibt zeitlebens ein unabhängiger Forscher und hat keine Position an einer deutschen Universität oder einem deutschen Museum inne. Eine wichtige institutionelle Anerkennung stellt daher seine Aufnahme in die 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften dar, eine Forschungseinrichtung und Gelehrtengesellschaft, der er als ordentliches Mitglied bis zu seinem Tod im Jahr 2003 angehören wird. 

Historischer Kontext

1966

Erster Lehrauftrag an der Columbia University in New York

Ausweis Columbia

Hans Himmelhebers Ausweis der Columbia Universität
1966
MRZ, Schriftenarchiv, HH. 05-01. 

1966 unterrichtet Himmelheber den Kurs African Art History an der Columbia University in New York und besucht mit seinen Studierenden auch führende Galerien, Händler und Sammler. Mit vielen von ihnen führt er über Jahrzehnte eine ausgedehnte Korrespondenz sowie freundschaftliche und geschäftliche Beziehungen. Himmelhebers auf Feldforschung basierende Auffassung der Kunst Afrikas wird in der US-amerikanischen akademischen und musealen Welt viel einflussreicher als in Europa. Er ist mit den Kunsthistorikern und Professoren Douglas Frazer und Paul Wingert aus New York sowie Roy Sieber in Indiana befreundet. Himmelheber ist ein beliebter und einflussreicher Dozent, der viele der später bekannten Kunsthistorikerinnen und Kuratoren in seinen Kursen unterrichtet, darunter Monni Adams, Susan Vogel, Esther Pasztory, Suzanne Preston Blier und Henry Drewal. 

Historischer Kontext

1966

Konferenzen in Afrika

In den 1960er Jahren nimmt Hans Himmelheber an einigen in Afrika veranstalteten Konferenzen (Bouaké/Côte d’Ivoire, Dakar/Senegal, Legon/Ghana) teil und hält jeweils einen Vortrag. Auch am Premier Festival mondial des Arts N- in Dakar, das erstmals afrikanische Intellektuelle, Museumsleute und Kunstschaffende des Kontinents versammelt, ist Himmelheber dabei und leiht der Ausstellung auch ein Objekt aus seiner Sammlung. In seinem Vortrag, publiziert in den Proceedings, spricht er von der Rolle von Guere-Masken in der modernen Politik. Damit will er das Vorurteil widerlegen, die tradierten Praktiken würden an Bedeutung verlieren oder sogar verschwinden. Das Festival trägt dazu bei, das panafrikanische Bewusstsein über das eigene kulturelle Erbe zu stärken. 

Historischer Kontext

1968

Elfte Reise: Côte d’Ivoire

Hans Himmelheber
Das Team des I.W.F. bei der Arbeit
Côte d’Ivoire, Guere-Region, 1968
SW-Negativ, MRZ, FHH 344-19 

Zusammen mit einem dreiköpfigen Film- und Ton-Team des Göttinger Instituts für den wissenschaftlichen Film reist Hans Himmelheber 1968 in die Côte d’Ivoire. Mit einer Finanzierung durch das heute nicht mehr existierende Institut übernimmt er die wissenschaftliche Leitung der Expedition. Insgesamt entstehen 40 Filme mit einer Dauer zwischen 3 und 31 Minuten. Im Fokus stehen kulturelle und künstlerische Praktiken in den verschiedenen Regionen des Landes. Himmelheber bewertet die Zusammenarbeit als unbefriedigend, da die Filmaufnahmen ihm inszeniert und unnatürlich vorkämen. Dokumentiert werden unter anderem Gesänge und Tänze der Baule-, Senufo-, Guro- und Dan-Region. 

Historischer Kontext

1969

Zweiter Lehrauftrag an der Columbia University in New York

HH 08 07 10 97

Diabild, welches Himmelheber im Unterricht nutzt
MRZ, HH.08-07.10-134 

1969 wird Himmelheber zum zweiten Mal an die Columbia Universität eingeladen, um eine Gastprofessur wahrzunehmen. Erneut unterrichtet er African Art History. Er liest jeden Tag die New York Times und beobachtet interessiert die afroamerikanische Emanzipationsbewegung, deren Fortschritte er in den täglichen Briefen nach Hause kommentiert. Zwar fürchtet er auch Unruhen, allerdings sei unter den Studierenden an der Columbia Universität und besonders am Kunsthistorischen Institut noch alles ruhig, wie er in Briefen nach Hause schreibt. In seinen Kursen gibt er Beispiele aus seiner eigenen Forschung in der Côte d’Ivoire, in Liberia und im Kongo sowie in Alaska. Er zeigt Filme, Dias, Fotografien und Kataloge afrikanischer Kunstwerke, um zum genauen Hinsehen und zu eigenen Urteilen anzuregen. Er lädt seinen langjährigen Mitarbeiter George Tahmen aus Liberia nach New York ein. Während seiner Gastprofessuren wohnt Himmelheber im International House der Universität oder in einem Apartment am Morningside Drive. 

Historischer Kontext

1971

Zwölfte Forschungsreise: Côte d’Ivoire

FHH 354 27

Hans Himmelheber
Ulrike Himmelheber und Ténéna Coulibaly
Côte d’Ivoire, Senufo-Region, 1971
SW-Negativ, MRZ, FHH 354-27 

2017 34 1 81215

Eberhard Fischer
Hans Himmelheber und seine Porträtmasken
Heidelberg, 1971
Farbfotografie; Fotoarchiv MRZ 

Von Mitte Dezember 1970 bis Ende Februar 1971 halten sich Ulrike und Hans Himmelheber abermals in der Côte d’Ivoire auf. Die Porträtkunst ist ein wichtiger Fokus dieser Reise: In einem innovativen Experiment lässt sich Himmelheber von Bildhauern aus verschiedenen Regionen der Côte d’Ivoire porträtieren, um zu zeigen, dass Künstler in Afrika entgegen der Stereotype Porträts anfertigen können. Daneben führt er seine Forschungen zu Werkprozessen und Künstlerpersönlichkeiten fort. Neben verschiedenen Bildhauern dokumentieren Hans und Ulrike Himmelheber auch die Arbeit des Metallgiessers Ténéna Coulibaly in Korhogo. Zunehmend treten in den 1960er und 1970er Jahren neue Forschungsthemen in den Vordergrund, wie Exportkunst, Fälschungen oder der ivorische Kunstmarkt. (Download der Artikel). 
Finanziert wird diese zwölfte Reise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Himmelheber erwirbt auf seinen Reisen weiterhin Kunstobjekte für den Weiterverkauf. In den 1970er und 1980er Jahren verkauft er vermehrt naturkundliche Objekte an seine Kunden in Europa. 
Hans Himmelheber ist sehr gut mit Georges Niangoran-Bouah bekannt, der im Erziehungsministerium und am Museum arbeitet. Die beiden korrespondieren von Anfang der 1960er Jahre bis in die 1970er Jahre und treffen sich, wenn Himmelheber in Abidjan weilt. 

Historischer Kontext

1974

13. Reise: Côte d’Ivoire und Liberia

FHH 381 11

Hans Himmelheber
Der Schnitzer Sabou bi Boti beim Erstellen einer Maske
Côte d’Ivoire, Tibeita, Guro-Region, 1975
SW-Negativ, MRZ, FHH 381-11 

Nach einer 14-jährigen Pause reist Hans Himmelheber mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Dezember 1974 erneut nach Liberia. Begleitet wird er von seiner Frau Ulrike und seinem jüngsten Sohn Martin sowie von Eberhard Fischer und dessen Ehefrau Barbara. Die Gruppe bleibt zwischen Dezember 1974 und Januar 1975 in dem Ort Nyor Diaple, wo Hans Himmelheber schon in den 1950er und 1960er Jahren geforscht hatte. Ziel der Rückkehr nach Diaple ist die Dokumentation eines mehrtägigen Festes, das George Tahmen organisiert. Die Dokumentation dieses Ereignisses fliesst unter anderem in das Buch Die Kunst der Dan ein.
Anschliessend reist Hans Himmelheber mit seinen Mitforschenden in die Côte d’Ivoire weiter, um im Ort Tibeita den Bildhauer Sabou bi Boti zu treffen. Sie dokumentieren seine Arbeit und führen ausführliche Gespräche über sein Leben und Werk. Die aus diesen und späteren Besuchen resultierende Monografie ist das erste Buch, das einem klassischen Bildhauer in Westafrika gewidmet ist. 

Historischer Kontext

1975

14. und letzte Forschungsreise: Liberia

FHH 437 33

Unbekannter Fotograf
Hans Himmelheber sitzt neben George Tahmen im Initiationslager
Liberia, Nyor Diaple, Dan-Region, 1976, SW-Negativ
MRZ, FHH 437-33 

Hans Himmelhebers letzte Forschungsreise wird abermals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt und führt ihn noch einmal nach Liberia und Nyor Diaple. Die Reise stellt in seinen Augen einen der Höhepunkte seiner Forschungstätigkeit dar. Durch die Vermittlung seines liberianischen Mitarbeiters George Tahmen ist es Himmelheber möglich, ein Initiationslager der Knaben im Dorf Nyor Diaple zu dokumentieren. Zusammen mit lokalen Assistenten, die für ihn unter anderem Tonaufnahmen machen und übersetzen, zeichnet er die Vorgänge auf. Diese Dokumentation verarbeitet er zu seinem Buch «Masken und Beschneidung», das 1979 erscheint. Begleitet wird er auf dieser Reise teilweise von seiner Frau Ulrike und seinem Sohn Martin, wobei nur Hans Himmelheber der Zugang zum Initiationslager gewährt wird. 

Historischer Kontext

1975

Ausstellung Das Gold in der Kunst Westafrikas

Cover des Kataloges Das Gold in der Kunst Westafrikas von Eberhard Fischer, Hans Himmelheber und Max Fröhlich, 1975. 

1975 kuratiert Eberhard Fischer mit seinem Vater die Ausstellung Das Gold in der Kunst Westafrikas am Museum Rietberg in Zürich. Zu sehen sind mit Goldfolie überzogene Objekte, die Himmelheber seit den 1930er Jahren in der Côte d’Ivoire erworben hat. Auf seinen Forschungsreisen hat er – teils gemeinsam mit seiner Frau sowie Eberhard und Barbara Fischer – die Arbeit der Bildhauer und Vergolder und anschliessend die Verwendung dieser Prestigeobjekte am Königshof der Baule dokumentiert. In der Sonderausstellung des Museum Rietberg, die im Haus zum Kiel in Zürich stattfindet, werden zudem noch vergoldete Gegenstände des Kunsthändlers Emil Storrer gezeigt, die anschliessend vom Museum Rietberg erworben werden. 

Historischer Kontext

1976

Ausstellung Die Kunst der Dan

Cover Die Kunst der Dan

Cover des Buches Die Kunst der Dan von Eberhard Fischer und Hans Himmelheber, 1976. 

Zusammen mit seinem Vater Hans Himmelheber kuratiert der Direktor des Museums Rietberg Eberhard Fischer die Ausstellung Die Kunst der Dan 1976 im Züricher Helmhaus. Zu sehen sind etwa 200 Objekte – primär Leihgaben von Hans Himmelheber, aber auch von deutschen und Schweizer Sammlern und Museen – mehrere Filme, eine Tonbildschau und viele schwarz-weiss Vergrösserungen, welche Aspekte der Kultur der Dan wie das Maskenwesen, Künstlertum aber auch die wichtigsten handwerklichen Techniken vorstellen.
An der Erarbeitung der Ausstellung und des Kataloges sind auch George Tahmen und Tiemoko Gba beteiligt. Neben der deutschen Version des Kataloges findet besonders die englische Übersetzung (1978) grosse Verbreitung. 

Historischer Kontext

1986

Rückkehr nach Alaska

Alaska Bethel alte freundinnen und freunde 210223

Hans Himmelheber

Hans Himmelhebers Sohn Martin mit alten Bekannten bei Hans Himmelhebers Rückkehr nach Alaska

1986

Privatbesitz Martin Himmelheber 

Im Sommer 1986 fliegen Hans Himmelheber und sein Sohn Martin für vier Wochen nach Bethel, Alaska, und auf die Insel Nunivak. Himmelheber möchte erkunden, wie sich die Lebensverhältnisse der Bevölkerung seit 1936 verändert haben. Er möchte aber auch alte Freundschaften wieder aufleben lassen. Einerseits ist die völlig veränderte Lebensweise der Bevölkerung für ihn eine Enttäuschung. Fast nichts von der alten Kultur ist aus seiner Sicht geblieben. Andererseits trifft er viele Menschen, die sich an früher erinnern. Mit Kurt Vitt von der Moravian Mission und mit der US-amerikanischen Ethnologin und Yup’ik-Spezialistin Ann Fienup-Riordan vereinbart er die englische Übersetzung des Buches E-künstler.

1985/86 erhält das Museum Rietberg 31 Objekte aus der Privatsammlung von Hans Himmelheber als Dauerleihgaben (Inv.-Nr. HH 1-29), die er während seiner Reise 1938/39 in Belgisch Kongo erworben hat. In den Folgejahren kommen 20 weitere kongolesische Objekte als Leihgaben (EFA 1-12, EFA 21-28) hinzu. Diese Objekte werden schliesslich 2014 dem Museum Rietberg übereignet und sind der Grundstein für weitere Schenkungen der Familie Himmelheber/Fischer aus dem Nachlass. Die Sammlung Himmelheber steigt durch weitere Schenkungen und Ankäufe schliesslich von vormals acht (2013) auf über 930 Objekte im Jahr 2023 an. 

Historischer Kontext

1993

Ausstellung Zaire 1938/39 im Museum Rietberg

Screen Shot 2023 02 24 at 15 23 07

Cover des Ausstellungskataloges Zaire 1938/39. Fotodokumente zur Kunst bei den Yaka, Pende, Tshokwe und Kuba von Eberhard Fischer und Clara Himmelheber, 1993. 

Im ersten Erweiterungsbau des Museums Rietberg zeigen Eberhard Fischer und Clara Himmelheber, die Enkelin von Hans Himmelheber, die bedeutendsten Werke der Kongo-Sammlung von Hans Himmelheber zusammen mit Vergrösserungen von seinen Feldfotos. Nach Kunstregionen geordnet ergibt sich ein guter Überblick über das Kunstschaffen der wichtigen Stilregionen. Im Katalog werden die für die Kunstethnologie Afrikas interessantesten Feldfotos zusammen mit Exzerpten aus Himmelhebers Artikeln in der Zeitschrift Brousse von 1938/39 publiziert. Heute befindet sich viele der von Himmelheber im Kongo erworbenen Objekte – dank der Familie Himmelheber/Fischer – im Museum Rietberg. 

Historischer Kontext

1996

Ausstellung Kultur der Baule im Museum Rietberg

Screen Shot 2023 02 24 at 15 24 09

Cover des Kataloges Die Kultur der Baule – Fotodokumentation an der Côte d’Ivoire 1933 und 1934/35 von Eberhard Fischer und Clara Himmelheber, 1997. 

Basierend auf den Reisen von Hans Himmelheber in die Baule-Region entsteht 1996 die Ausstellung Kultur der Baule am Museum Rietberg. Zu einer geplanten Monografie war es in den 1930er Jahren nicht gekommen, weshalb Himmelhebers Sohn Eberhard Fischer und seine Enkelin Clara Himmelheber zu seinem 88. Geburtstag eine Ausstellung mit Katalog zeigen. Neben Leihgaben aus dem Louvre und den ethnologischen Museen von Basel und Genf sind auch Himmelhebers Feldfotografien im Haus zum Kiel in Zürich zu sehen. 

Historischer Kontext

2003

Tod in Heidelberg

Hans Himmelheber starb am 27. November 2003 im Alter von 95 Jahren in Heidelberg. Sein Grab befindet sich in Heidelberg. George Tahmen starb ebenfalls 2003. Ulrike Himmelheber starb 2015. 

Historischer Kontext

Disclaimer

Diese Seite enthält sensible Inhalte. Um mehr zu erfahren, klicken Sie hier.

This page contains sensitive content. To learn more click here.

Cette page contient des contenus sensibles. Pour en savoir plus, cliquez ici.