Screen Shot 2023 02 14 at 14 23 52

David Shongo
Bugs aus der Serie Blackout Poetry, Idea's Genealogy
Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Film MRZ, 2020.384
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

Abb 2020 274 1 9 1

David Shongo
Blackout Poetry, Idea's Genealogy

Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Digitalprints auf Aluminium
MRZ, 2020.274.2-9
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

Hans Himmelheber
Originalportrait der jungen Frau
Belgisch Kongo (Demokratische Republik Kongo),
1939, SW-Negativ, MRZ, FHH 182-11
Geschenk der Erbengemeinschaft Hans Himmelheber

Mehr Informationen
2020 274 2

David Shongo
Bugs I aus der Serie Blackout Poetry, Idea's Genealogy
Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Digitalprint auf Aluminium, MRZ, 2020.274.2

2020 274 3

David Shongo
Bugs II aus der Serie Blackout Poetry, Idea's Genealogy

Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Digitalprint auf Aluminium
MRZ, 2020.274.3
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

2020 274 1

David Shongo
Ma Nkaki aus der Serie Blackout Poetry, Idea's Genealogy
Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Digitalprint auf Aluminium, MRZ, 2020.274.1
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

Hans Himmelheber
Originalportrait der jungen Frau mit Patronenhülsen als Halsschmuck

Belgisch Kongo (Demokratische Republik Kongo),
1938, SW-Negativ, MRZ, FHH 158-10
Geschenk der Erbengemeinschaft Hans Himmelheber

Mehr Informationen
FHH 163 35

Hans Himmelheber
Originalportrait eines Mannes

Belgisch Kongo (Demokratische Republik Kongo),
1938/39, SW-Negativ, MRZ, FHH 163-35
Geschenk der Erbengemeinschaft Hans Himmelheber

2020 274 5

David Shongo
Colonial Binary aus der Serie Blackout Poetry, Idea's Genealogy
Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2019, Digitalprint auf Aluminium, MRZ, 2020.274.5
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

Screen Shot 2023 02 14 at 14 23 06

David Shongo
Irrésolution
Demokratische Republik Kongo, Lubumbashi, 2020, Film MRZ, 2020.323
Ankauf mit Mitteln des allgemeinen Spendenfonds

David Shongo. «Like Congo, I am fiction and future»

Nanina Guyer
17.03.2023

Für den Künstler David Shongo sind die Fotografien von Hans Himmelheber Ausgangspunkte für Geschichten über Ausbeutung und Unrecht in der Vergangenheit und Gegenwart. In seinen eigenen Kunstwerken lässt er die von Himmelheber fotografierten Personen hingegen optimistischer in die Zukunft blicken, indem er sie eine andere Geschichte imaginieren lässt. Auf Himmelhebers Spuren im Kongo wird Shongo bei seinen künstlerischen Forschungen stets auch mit seiner eigenen Biografie und der Suche nach seiner Identität konfrontiert.

Der in Lubumbashi lebende Künstler, Komponist und Informatiker David Shongo (*1994) setzt sich seit 2019 intensiv mit Hans Himmelhebers Reise durch Belgisch-Kongo (heute Demokratischen Republik Kongo) von 1938/39 und den dabei entstandenen Fotografien auseinander. Während dieses Prozesses sind die Bildserie Blackout Poetry, Idea's Genealogy (2019) sowie die vier Filme Bugs (2019), Irrésolution (2020), Refund Fee (2022) und Luméne (2022) entstanden.

«Wenn ich als kongolesischer Künstler nun in die Archive eingreife, durchbreche ich letztlich die psychologischen Voraussetzungen, die das Nachdenken über das von kolonialen Narrativen geleitete koloniale Bild des Kongo bestimmen.» Für Shongo stellen die Fotografien von Hans Himmelheber also «Fahrzeuge» dar, mit Hilfe derer er in die Vergangenheit reist. Dort angekommen, stehen für ihn die toxischen Beziehungen im Vordergrund, durch die der Kongo mit dem Rest der Welt verbunden war und immer noch ist. Das Thema der andauernden ökonomischen und ökologischen Ausbeutung des Kongo aufgrund seiner Rohstoffe thematisiert Shongo in der Bildserie Blackout Poetry, Idea's Genealogy (2019) auf vielschichtige Weise. Auch den fremden, exotisierenden Blick auf die von Himmelheber fotografierten schwarzen Frauenkörper stellte er in Frage. Einer Frau, die Himmelheber während seiner Kongo-Reise im Januar 1939 im Kuba-Gebiet fotografierte, legt er beispielsweise einen Strichcode über ihren Oberkörper. Mit solchen künstlerischen Eingriffen unterzieht Shongo die historischen Fotografien einer Aktualisierung.

Gleichzeitig schwingt in Shongos Arbeiten eine afrofuturistische Komponente mit: Indem er einem von Himmelheber fotografierten Mann eine Virtual Reality Brille aufsetzt, lässt er ihn selbst – aus den Tiefen des Archivs – in eine vielleicht bessere Zukunft blicken.

Die Imagination von Lebensgeschichten steht auch im Zentrum des Films Irrésolution, den Shongo 2020 realisierte. Auf den Strassen Kinshasas lässt er Passant*innen die mögliche Geschichte einer jungen, von Himmelheber fotografierten Frau erzählen. Shongo versteht dieses Erzählen als einen politischen Akt, der den Kongoles*innen die Macht verleiht, (ihre) eigene Geschichte(n) neu zu schreiben. Diese Imaginationen werden zu Alternativszenarien, abseits der grossen europäischen Kolonialgeschichte und der Perspektive Hans Himmelhebers, wobei diese Geschichten fragmentiert und unauflösbar bleiben (mehr über den Film hier).

Im Jahr 2021 begab sich David Shongo zusammen mit der Historikerin Maguy Watunia auf eine Feldforschung entlang der Route, die Himmelheber 1938/39 bereiste. Als Produkt dieser Forschung sind die beiden Filme Refund Fee und Lumène (2022) entstanden. Ausgangspunkt für Refund Fee waren die Fotografien von Strassen und Autos, die Himmelheber vor über 80 Jahren aufgenommen hatte. Mit dem Auto konnte Himmelheber auf den unter kolonialer Zwangsarbeit errichteten Strassen seine Sammlertätigkeit beschleunigen und die erworbenen Werke transportieren. Der Film nimmt das Auto als zentrales Vehikel der Ausbeutung wieder auf. Es fährt aber nicht aus dem Kongo heraus, sondern immer tiefer in den Kongo hinein. Geladen hat es geschnitzte Figuren. Mit Refund Fee will Shongo die Restitution als einen Prozess der Wiedergutmachung in Frage stellen.

Der Film Lumène schliesslich ist Shongos persönlichstes Werk. Auf der Suche nach seinem Vater, den Shongo nie kennengelernt hat, reiste er an verschiedene Orte in der Tshokwe-Region, die auch auf Himmelhebers Route lagen. Dabei erfuhr er, dass sein Vater früher ein Chief war. Gleichzeitig traf er auf eine um ihre eigene Erinnerung beraubte Gesellschaft und auf einen immer noch von kolonialen Interessen durchdrungenen Raum.

1

David Shongo, «Blackout Poetry, Idea’s Genealogy», in: Nanina Guyer und Michaela Oberhofer (Hgs.), Fiktion Kongo, Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart, Zürich: Scheidegger&Spiess, 2019, S.106.

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