
Hans Himmelheber
Würdenträger
Yaka-Region, 1938, SW-Negativ
Museum Rietberg Zürich, FHH 163-35

David Shongo
Colonial Binary
Aus der Serie BLACKOUT POETRY, IDEA’S GENEAOLOGY
Lubumbashi, 2019, Digitaldruck
David Shongo, entstanden im Auftrag des Museums Rietberg Zürich

Hans Himmelheber
Männerporträt
Pende/Chokwe-Region, 24.5.1939, SW-Negativ
Museum Rietberg Zürich, FHH 190-35

David Shongo
Ohne Titel
Aus der Serie BLACKOUT POETRY, IDEA’S GENEAOLOGY
Lubumbashi, 2019, Digitaldruck
David Shongo, entstanden im Auftrag des Museums Rietberg Zürich

Hans Himmelheber
Porträt einer jungen Frau
Kuba-Region, Januar 1939, SW-Negativ
Museum Rietberg Zürich, FHH 182-11

David Shongo
Bugs 1
Aus der Serie BLACKOUT POETRY, IDEA’S GENEAOLOGY
Lubumbashi, 2019, Digitaldruck
David Shongo, entstanden im Auftrag des Museums Rietberg Zürich

David Shongo
Bugs 2
Aus der Serie BLACKOUT POETRY, IDEA’S GENEAOLOGY
Lubumbashi, 2019, Digitaldruck
David Shongo, entstanden im Auftrag des Museums Rietberg Zürich

Hans Himmelheber
Frau mit Patronenhülsen als Halsschmuck
Yaka-Region, 1938, SW-Negativ
Museum Rietberg Zürich, FHH 158-10

David Shongo
Ma Nkaki
Aus der Serie BLACKOUT POETRY, IDEA’S GENEAOLOGY
Lubumbashi, 2019, Digitaldruck
David Shongo, entstanden im Auftrag des Museums Rietberg Zürich
Blackout Poetry, Idea's Genealogy
David Shongo
17.03.2023
Die Archive der Salesianer Don Bosco in Lubumbashi lernte ich 2017 kennen, als ich über den Zusammenhang zwischen kongolesischen Sprachen und den Harmonien der traditionellen Musik zu forschen begann. Vater Léon Verbeek, mit dem ich zusammenarbeitete, spielte mir die Jagdgesänge des südöstlichen Ober-Katanga vor, die auch im AfricaMuseum in Tervuren aufbewahrt werden, und zeigte mir Fotos aus der Kolonialzeit. Als ich der Musik lauschte und die Bilder betrachtete, bemerkte ich fasziniert, welche komplexe Wirkung die Zeichenhaftigkeit und die Inhalte der Archive auf mich als Musiker, Komponist und Künstler hatten. Das führte dazu, dass sich meine Forschungen schon bald auf die Problematik der zerfallenden Erinnerung und des kolonialen Vermächtnisses richteten und ich mich auf die «Jahrhundert»-Archive konzentrierte – jene Archive zum Kongo, in denen seit mehr als 100 Jahren Daten gesammelt werden.
Für mich sind Archive nicht nur nützliche Träger von Werten und Informationen, vielmehr helfen sie mir auch, Probleme zu begreifen, die mit der kolonialen Vergangenheit zu tun haben. Sie sind Spuren der Geschichte und ein Leitfaden in die Vergangenheit und die Zukunft hinein. Sie dienten und dienen gleichzeitig der kolonialistischen und der antikolonialistischen Propaganda und werden nach wie vor eingesetzt, um der Welt ein bestimmtes Bild des Kongo zu vermitteln. Wenn ich als kongolesischer Künstler nun in die Archive eingreife, durchbreche ich letztlich die psychologischen Voraussetzungen, die das Nachdenken über das von kolonialen Narrativen geleitete koloniale Bild des Kongo bestimmen.
Im Zuge dieses Prozesses erwachte mein Interesse an Hans Himmelhebers Fotografien. Seine Fotos offenbaren einen faszinierenden Widerspruch. Obwohl es ihm ganz offenkundig um die abgebildeten Kunstwerke und Menschen geht, ist Himmelhebers kolonialer Blick unverkennbar. Aus dieser Einsicht heraus begann ich die koloniale Perspektive, die auf den Fotos erkennbar ist, aufzubrechen, um die verunsichernde Kraft der Bilder freizulegen und von ihnen ausgehend eine Genealogie der Ideen zu erarbeiten.
Quelle:
Shongo, David: Blackout Poetry, Idea's Genealogy. in Nanina Guyer und Michaela Oberhofer (Hg.): Fiktion Kongo. Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart. Zürich: Museum Rietberg / Scheidegger & Spiess, 2019