Mbangu Abb 1 EFA 25 Variante a

Künstler der zentralen Pende-Region
Maske mbangu

Vor 1939, Holz, Textil- und Pflanzen­fasern, Farbpigmente, 31 × 21 × 13 cm
Museum Rietberg Zürich, EFA 25
Geschenk Barbara und Eberhard Fischer
Erworben von Hans Himmelheber

Mbangu Abb 2 Papotage

Steve Bandoma
Papotage

Aus der Serie Opium
2016, Acryl, Tinte und Collage, 180 × 120 cm
Galerie MAGNIN-A, Paris

Mbangu Abb 3 1 Minso crop

Aimé Mpane
La Demoiselle Picasso-Minso

2018, Acryl und Mischtechnik auf Holz, 31 × 32 × 7 cm
NOMAD GALLERY, Brüssel
Sammlung Aimé Mpane

Mbangu Abb 3 2 Minso 2 crop

Aimé Mpane
La Demoiselle Picasso-Minso

2018, Acryl und Mischtechnik auf Holz, 31 × 32 × 7 cm
NOMAD GALLERY, Brüssel
Sammlung Aimé Mpane

Mbangu Abb 4 1 crop

Aimé Mpane
La Demoiselle Picasso-Mputu

2017, Acryl und Mischtechnik auf Holz, 31 × 32 × 7 cm
NOMAD GALLERY, Brüssel
Sammlung Aimé Mpane

Mbangu Abb 4 2 crop

Aimé Mpane
La Demoiselle Picasso-Mputu

2017, Acryl und Mischtechnik auf Holz, 31 × 32 × 7 cm
NOMAD GALLERY, Brüssel
Sammlung Aimé Mpane

Licht- und Schattenseiten: die Pende-Maske Mbangu in der zeitgenössischen Kunst

Michaela Oberhofer
17.03.2023

Eine der bekanntesten, aber zugleich ungewöhnlichsten Masken ist die sogenannte mbangu-Maske der zentralen Pende. In der Kunst Afrikas ist das eine der seltenen Masken, die asymmetrisch gestaltet wird. Die Initiationsmaske lebt von dem starken Schwarz-Weiss-Kontrast. Mbangu wurde mit Krankheit, Unglück und körperlicher Unzulänglichkeit assoziiert, was auf Hexerei zurückgeführt wurde.1 Mund, Nase und Auge auf der dunklen, «kranken» Seite sind verzerrt. Demgegenüber zeigt die weisse Seite typische Merkmale einer männlichen Pende-Maske wie die markante Stirn und die ausgeprägten Wangenknochen – Sinnbilder für Kraft und Gesundheit. Mbangu war «verhext», suchte aber zugleich nach dem Ursprung des Übels. Mit ihrer zugleich harmonischen und asymmetrischen Gestaltung stand mbangu für Krankheit und Heilung, für Leiden und Hoffnung zugleich.

Sowohl der kongolesische Künstler Steve Bandoma als auch sein Landsmann Aimé Mpane beziehen sich in ihren Kunstwerken auf diesen aussergewöhnlichen Maskentyp. In seinem Gemälde Papotage («Geschwätz») aus der Serie Opium hinterfragt Steve Bandoma die Missionierung der kongolesischen Bevölkerung vom 15. Jahrhundert bis heute. Mit dem Titel und dem Motiv der mbangu-Maske kritisiert er die Doppelgesichtigkeit und Heilsversprechen der Kirche. Statt Austausch und Synkretismus verlangten die Missionare oftmals die Abkehr von traditionellen religiösen Praktiken. Damit einher ging leider die Zerstörung von alten Masken und Figuren, was auch Hans Himmelheber auf seiner Reise dokumentierte.

In seiner Serie Demoiselles erschuf der Künstler Aimé Mpane doppelgesichtige Porträts, die auf der Vorder- und Rückseite des Trägermaterials zu besichtigen sind. Aus mehreren Schichten Sperrholz entstehen dreidimensionale Gesichter, die sich unter anderem auf Masken der Pende beziehen. Während die geschnitzten Gesichter auf der einen Seite an Topografien und Reliefs einer Landschaft erinnern, spielen die kräftigen Farben und abstrakten Formen der anderen Seite auf den Kubismus an. Mit dem Titel stellt Aimé Mpane einen direkten Bezug zu Picassos ikonischem Bild Les Demoiselles d’Avignon von 1907 her, für das afrikanische Masken als Vorbild dienten. Mpane zollt Picasso Tribut, kommentiert aber zugleich kritisch die Aneignung der Kunst Afrikas durch die Avantgarde. Indem die Betrachterinnen und Betrachter von beiden Seiten durch die Masken blicken können, stellt sich die Frage, was Vorder- und Rückseite, was öffentlich und verborgen ist.

Quelle:
Oberhofer, Michaela: Licht- und Schattenseiten: die Pende-Maske Mbangu in der zeitgenössischen Kunst. in Nanina Guyer und Michaela Oberhofer (Hg.): Fiktion Kongo. Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart. Zürich: Museum Rietberg / Scheidegger & Spiess, 2019

Download: Katalog Fiktion Kongo (PDF)

1

Strother, 2008, S. 27f.

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