Ausdrucksstarke weibliche Maske

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Die im Stil der östlichen Pende gehaltene Maske avancierte bald zu einem der Lieblingsstücke des Kunstethnologen, was auch daran ersichtlich ist, dass er sie gleich zwei Mal in seiner Publikation zu Kunst und Künstlern aus Afrika (1960: Abb. 35, 62 Farbtafel XI) abbildete. Im Text bezeichnete er sie als «ausdrucksvolle» Maske und nutzte sie als Beispiel für die kulturell unterschiedliche Lesart von Emotionen und deren Darstellung. Die Interpretation eines Pende-Schnitzers fasste Himmelheber wie folgt zusammen: «Was etwa uns als ‹drohend gebleckte Zähne› oder ‹ klagend› erscheint, interpretiert er als ‹lachend›, da man hierbei ja auch die Zähne zeigt» (Himmelheber 1960, S. 52). Die spitzen Zähne verweisen auf die Praxis von PendeFrauen und -Männern, sich die Zähne aus Schönheitsempfinden zu feilen.
Das längliche Gesicht der Maske ist mit Pigmenten des Rotholzpuders bemalt. Weisse und schwarze Farbakzente heben den Haaransatz, Ohren und Mund, aber vor allem die elegante schmale Nase hervor. Neben den farblich hervorgehobenen Skarifizierungen ist die Maske mit Ohrringen und mit Polsternägeln, die aus Europa importiert wurden, geschmückt. Mit viel Sorgfalt ist auch die Frisur mit den dünnen Zöpfchen und dem Raffiagewebe hergestellt. Die Gestaltung der Stirn variiert bei Pende-Masken je nachdem, ob eine weibliche, männliche oder hyper-männliche Maske dargestellt werden soll. Die flach gehaltene Stirn verweist in diesem Fall auf ein weibliches Gesicht. Als Merkmal des Geschlechts gilt darüber hinaus der Blick. Während die Augen der Männer offen – was zugleich mutig und gefährlich bedeutet – dargestellt sind, haben weibliche Masken entsprechend des Schönheitsideals der Pende die Augen fast geschlossen. Bei unserer Maske sind die gesenkten Augenlider mit bogenförmigen Augenbrauen in Gelb und Braun betont.
Ungewöhnlich für Pende-Masken sind die angedeuteten Tränen im Gesicht der Maske. Hans Himmelheber war davon sehr berührt, da eine trauernde Mutter dargestellt ist, die ihr Kind an das Mukanda-Lager verliert. Nach der monatelangen Inititation kehrten die Knaben als vollwertige Männer in die Pende-Gesellschaft zurück. Deshalb vielleicht der zugleich lächelnde Mund. In den 1980er-Jahren erhielt Eberhard Fischer die Maske als Dank für seine Mitarbeit bei einer Publikation von seinem Vater geschenkt.

Literatur

- Fiktion Kongo. Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart, hrsg./übers.: Nanina Guyer und Michaela Oberhofer, 2020
- N-kunst und N-künstler, Autor/in: Himmelheber, Hans, 1960
- Afrikanische Masken. Ein Brevier, Autor/in: Himmelheber, Hans; Braunschweig, 1960

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